Donnerstag, 4. Juni 2015
Dänemark - der Ex-Monarch
Dänemark
Am 26. September 1870 wurde Christian Carl Frederik Albert Alexander Vilhelm als erstes Kind des dänischen Kronprinzen (und späteren Königs) Frederik (VIII.) und seiner schwedischstämmigen Ehefrau Louise im Schloss Charlottenlund nördlich von Kopenhagen geboren. Ihm folgten in den nächsten 20 Jahren sieben Geschwister, unter ihnen sein Bruder Carl, der später als Haakon VII. König von Norwegen werden wird.

König Christian X.
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1898 heiratete der damalige Kronprinz Alexandrine von Mecklenburg-Schwerin und - für royale Hochzeiten dieser Zeit fast eher ungewöhnlich - die Ehe galt als sehr harmonisch; sie bekommen kurz nacheinander zwei Söhne, Frederik und Knud. Frederik wird als Frederik IX. später einmal drei Töchter bekommen, als erste Margrethe Alexandrine Þórhildur Ingrid, die heutige Königin Margrethe II.

Am 14 Mai 1912 stirbt König Frederik VIII. überraschend während einer Reise in Hamburg und Christian wird als Christian X. dänischer König. Man muss ihn wohl als König von altem Schrot und Korn bezeichnen, denn obwohl Dänemark seit 1901 bereits konstitutionelle Monarchie war, löste er 1920 die so genannte Osterkrise aus.

Hintergrund waren zwei Volksabstimmungen im Zuge der Umsetzung des Versailler Vertrages im Anschluss an den 1. Weltkrieg: so sollte in Nordschleswig und in Mittelschleswig darüber abgestimmt werden, ob die Landesteile wieder zu Dänemark kommen (wie vor dem Deutsch-Dänischen Krieg von 1864) oder bei Deutschland verbleiben sollten. Erwartungsgemäß stimmten die Nordschleswiger für Dänemark und die Mittelschleswiger für Deutschland, so dass die dänische Regierung damit begann, die entsprechende Teilregion einzugliedern. Christian X. war aber der Meinung - wie auch viele national gesinnte Dänen -, dass beide Regionen Dänemark eingegliedert werden sollten und wies den Statsminister entsprechend an. Der berief sich auf die Verfassung, ignorierte die Anweisung und letztendlich mündete die Auseinandersetzung in einem handfesten Streit und dem Rücktritt des Statsministers. Christian entließ daraufhin die komplette Regierung - dieses Recht stand ihm laut Verfassung zu - und setzte eine ihm politisch genehme Interimsregierung ein. Die Folge waren starke Proteste der politischen Parteien und Demonstrationen der Bevölkerung und es sah vorübergehend so aus, als ob sich die Dänen ihrer Monarchie gleich komplett entledigen wollten nach diesem undemokratischen Eingriff des Königs.

Christian X. erkannte dieses noch rechtzeitig, ruderte zurück, eine Kompromissregierung wurde eingesetzt und im Laufe des Jahres Neuwahlen abgehalten. In der Folgezeit hatte der König seine Lektion gelernt und hielt sich an seine Rolle als konstitutionelles Staatsoberhaupt. Allerdings war er im Ansehen bei der Bevölkerung sehr stark gesunken.

Dieses sollte sich im Laufe des 2. Weltkrieges ändern. Am 9. April 1940 wurde Dänemark im Rahmen der Operation Weserübung von Deutschland überfallen und besetzt. Im Gegensatz zu den meisten Monarchen anderer überfallener Nationen blieb Christian X. in Dänemark und ging nicht ins Exil. Die dänische Regierung und auch der König versuchten mit einer Verhandlungs- und auch Zusammenarbeitsstrategie mit den Nazis möglichst viele Rechte und Privilegien eines souveränen Staates zu behalten. Man kapitulierte und leistete kaum nennenswerten Widerstand, forderte dafür aber mehr oder minder Selbstverwaltung in innerpolitischen Fragen. Seltsamerweise ging das Nazi-Regime wirklich bis Ende 1943 auf diese Strategie ein: die Regierung und der König durften in ihren Positionen verbleiben, selbst eine regulär anstehende Wahl des Folketing wurde abgehalten (mit der sozialdemokratischen Partei S als stärkster Fraktion mit 66 und den dänischen Nationalsozialisten DNSAP mit 3 Sitzen).

König Christian X.
Quelle: Link zu einem Wikipedia-Artikel Wikipedia
Als ein kleines Zeichen des Widerstandes trugen die Dänen einen Pin mit dem Monogramm des Königs. Christian X. selbst "nervte" die deutschen Besatzer vorrangig mit seinem Verhalten: trotz hohem Alter ritt er jeden morgen mit seinem Pferd Jubilee völlig ohne Wachen oder sonstiger Begleitung durch die Straßen Kopenhagens und zeigte sich den Menschen, die in umjubelten und begleiteten. Und so entstanden einige Legenden um ihn: als ein deutscher Soldat einen an der Straße stehenden Jungen fragte, warum der König denn ohne Wachen ausreite, antwortete dieser, ganz Dänemark sei seine Wache. Auch solle er selbst als Zeichen der Unterstützung den Judenstern an seiner Uniform getragen haben. Alles Legenden (die dänischen Juden trugen keinen Judenstern), die aber den Wandel im Verhältnis der Dänen zu ihrem König dokumentieren. Es ist allerdings belegt und daher der vermutliche Anlass dieser Legende, dass Christian in seinem Tagebuch erwähnt hat, dass bei Einführung des Sterns in Dänemark jeder Däne einen solchen tragen solle. Wahr soll oder kann eine andere Geschichte zu sein, die Wikis sind sich da auch nicht wirklich einig. Christian X. wies erbost einen deutschen General darauf hin, dass das Hissen der nationalsozialistischen Flagge über Schloss Christiansborg nicht den Vereinbarungen entspräche und forderte die Entfernung, andernfalls werde er einen dänischen Soldaten entsprechend anweisen, dies zu tun. Der deutsche General erwiderte, dass dieser Soldat erschossen werde. "Ich werde dieser Soldat sein." soll der König gesagt haben und der General ließ daraufhin die Flagge entsprechend beseitigen. Wahr oder nicht wahr, ich hatte das ja mit dem Schrot und Korn bereits erwähnt.

Definitiv belegt ist, dass Hitler dem König zum 72. Geburtstag 1942 überschwänglich und ausgiebig per Telegramm gratulierte und der knorrige König mit einem lakonischen "Spreche meinen besten Dank aus. Christian Rex." antwortete. Hitler soll geschäumt haben. In Verbindung mit dem deutlichen Aufleben des dänischen Widerstandes, Streiks und landesweiten Sabotageakten führte diese so genannte Telegramm-Krise zu einer Änderung der deutschen Politik. Es wurden Politiker und Beamte installiert, die einen deutlich schärferen Ton mitbrachten, die Reste des dänischen Militärs wurden einem deutschen General unterstellt und auch die Deportation dänischer Juden sollte im Oktober umgesetzt werden. Die Information wurde jedoch rechtzeitig durch den deutsche Diplomaten Link zu einem Wikipedia-Artikel Georg Ferdinand Duckwitz an den Oberrabbiner von Kopenhagen weitergegeben, so dass in einer wahrlichen Link zu einem Wikipedia-Artikel Nacht- und Nebelaktion zirka 7.000 dänische Juden mit Booten und Schiffen nach Schweden transportiert werden konnten; knapp 500 Juden fielen in deutsche Hände und wurden in das KZ Theresienstadt verschleppt, ein Großteil von ihnen überlebte dank der ständigen Einflussnahme der dänischen Regierung.

Christian X. selbst war seit einem Sturz mit seinem Pferd im Oktober 1942 nahezu Invalide und konnte sich kaum noch aktiv in die Geschehnisse einbringen. Er ließ es sich jedoch nicht nehmen und wohnte der feierlichen Eröffnung des dänischen Parlaments am 9. Mai 1945 nur wenige Tage nach der Befreiung Dänemarks im Rollstuhl sitzend bei. Am 20. April 1947 schließlich starb Christian X. mit 77 Jahren und wurde im Dom zu Roskilde begesetzt.

Die auch von Christian X. unterstützte Zusammenarbeitspolitik - samarbejdspolitikken - wird in der modernen historischen Rezeption deutlich zwiegespalten beurteilt. Einige Historiker halten sie für den entscheidenden Unterschied, der zum Beispiel den allermeisten dänischen Juden das Leben gerettet hat und die Nation Dänemarks deutlich geprägt hat in Bezug auf Zusammenhalt und Vertrauen der Menschen untereinander. Andere wiederum sehen in ihr vorrangig eine deutliche Kollaboration mit den Nazis und verurteilen sie wegen der Aufgabe demokratischer und humanistischer Grundlagen als moralisch unverantwortlich.


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